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Willkommen

von Angela Guerreiro, Festivalleiterin

DanceKiosk-Hamburg ist ein mehrwöchiger jährlicher Sommertreffpunkt für zeitgenössischen Tanz in Hamburg, auf dem die Vielgestaltigkeit des Tanzes und seine Berührung mit anderen Kunstsparten präsentiert und vermittelt wird. Das Festival hat das Ziel, die unabhängige freie Tanzszene Hamburgs mit internationalem Geist zu beleben, das Wissen und die Kenntnisse von Künstlern unterschiedlicher Kunstsparten und Herkunft auszutauschen. DanceKiosk-Hamburg schafft ein beständig wachsendes internationales Netzwerk für Begegnungen zwischen jungen Tänzern, erfahrenen Choreographen, Musikern, Performern, bildenden Künstlern, Filmemachern, Gastdozenten, Wissenschaftlern, Journalisten und dem Publikum. Es gibt Aufführungen, Trainings, Workshops, Diskussionen, Publikumsgespräche, Vorträge, Feste.“

Dies waren erste Gedanken zum DanceKiosk-Hamburg, welche Katrin Nissel und ich in einer endlosen Sommernacht im Jahr 2004 formulierten. Katrin ist keine Tanzexpertin, hat aber durch ihr Wissen und ihre Leidenschaft für Kunst, Sprachen, Literatur und Musik die Kernidee von DanceKiosk-Hamburg sofort verstanden. Als ich sie fragte, ob sie mich bei der Konzeption und Realisierung des Festivals unterstützen wolle, stieg sie mit ein. Unsere Seelenverwandtschaft, das ähnliche ästhetische Empfinden, unser beider Wertschätzung von Improvisationsvermögen und Genauigkeit, unsere Freude daran, Künstler_innen verschiedener Nationalitäten einzuladen, bewährten sich in Jahren intensiver Zusammenarbeit.

Wir standen 2005 vor einer großen Herausforderung: Zu Beginn gab es kaum finanzielle Förderung, einzig kleine Unterstützungen durch die Hamburgische Kulturstiftung und das Nationale Performance Netz (NPN). Das Hamburger Schauspiel-Studio Frese, das Künstlerhaus Vorwerkstift, die Tanzinitiative Hamburg und das Theater Hamburger Sprechwerk stellten Räumlichkeiten zur Verfügung. Wir starteten das Festival trotz vieler Risiken und Ungewissheiten. Alle Gastkünstlerinnen und Gastkünstler wussten um die schwierige finanzielle Situation, waren aber von der Festival-Idee begeistert. Sie kamen und verzichteten dafür auf hohe Gagen und Hotelunterkünfte.

Teil des DanceKiosk Kernteams von Anfang an ist Cecília Amado, die ich in den 1990er Jahren kennenlernte. Damals war sie Schauspielerin, 2005 arbeitete sie als Pressefrau. Sie war dabei und ist es heute noch als meine rechte Hand. Wir alle waren Idealistinnen, träumten davon, Hamburger Künstlerinnen und Künstler zu fördern, sie stärker international zu vernetzen, ihnen bessere Arbeitsbedingungen und Gagen zu verschaffen, Choreograph_innen und Tänzer_innen einzuladen, die auf den damals bekannten Festivals nur selten auftraten.

Ein Team hatte sich gefunden. Doch wir brauchten auch einen Festivalort. Das Hamburger Sprechwerk, zuvor noch mit Handzetteln vom Gründer Andreas Lübbers auf St. Pauli beworben, war von 2005 bis 2014 Hauptaustragungsort von DanceKiosk-Hamburg. Auch durch das Festivalnetzwerk wurde das Hamburger Sprechwerk zu einem anerkannten Theater, auf dessen Bühne die freie Tanzszene ihre Werke präsentieren konnte.

Die erste Ausgabe von DanceKiosk-Hamburg wurde 2005 mit einem Open Air Fest im Vorwerkstift, im Karolinenviertel, eröffnet, ein Ort, der junge Künstlerinnen und Künstler durch günstige Unterkünfte unterstützt. Dort haben wir die erste der heute legendären Kiosk.Partys veranstaltet und einige unserer Künstler_innen untergebracht.

Zur ersten Festivalausgabe 2005 steuerte der damalige HFBK-Student Philipp Haffner eine grafische Verbildlichung unserer Kioskvision bei. Philipp entwickelte das erste Bild von DanceKiosk-Hamburg, indem er einen Kiosk mit kleinen, ganz unterschiedlichen Menschenfiguren davor skizzierte.

Visionen, Leidenschaft und Pioniergeist waren der Antrieb unseres kleinen Teams, das zur Festivalzeit im Sommer 2005 um junge Tanz- und Performancestudentinnen, den Kiosk.Helpers, erweitert wurde.

Im Jahr 2006 bekam das Festival eine etwas höhere finanzielle Förderung durch die Kulturbehörde Hamburg, die v.a. Produktions- und Materialkosten deckte. Ich fragte meine Freundin, die Grafikerin Frauke Dreyer, ob sie eine Website entwerfen könne und bekam ihre großherzige Unterstützung. Aufgrund der Mittelknappheit war es schwierig, durchgehend ein und dieselbe Grafikdesignerin zu engagieren und so arbeiteten wir in den folgenden Jahren mit Veronika Grickar, Christo Papanouskas (Assassin Design) und Peter Keller (MenschLabor), die alle zum Image von DanceKiosk-Hamburg einen wichtigen Beitrag geleistet haben. Die Fotos von Anja Beutler, Udo Kilian, Bernhard Moosbauer, Marcus Renner, Olaf Rocksien, Felix Salazar, Wolfgang Unger und Anja Winterhalter sowie die Videos von Barbara Geisler, Dorothea Griesbach und Yolanda Gutierrez hielten unvergessliche Momente der DanceKiosk-Hamburg Festivaleditionen fest. Aber die Außenwirkung eines Festivals lebt nicht von Design, Fotos und Videos allein. Gute Texte und ihre Übersetzung ins Englische sind für ein international geprägtes Tanzfestival wesentlich. Kathrin Pollow, eine gute Freundin, übertrug Programme und Beschreibungen ins Englische.

Kulinarische Besonderheiten aus Brasilien, Frankreich und der Karibik bereicherten die vergangenen Reihen des DanceKiosk.Hamburg Festivals. Mein Dank für die Verköstigung gilt besonders unseren „Chefköch_innen“ Berg, Lilian, Pablo (Brasilianische Kochkunst), Richard (Französische Kochkunst) und Roxana (Karibische Kochkunst).

Auch Berichte, Kritiken, Interviews und Reportagen in den Medien verhalfen DanceKiosk-Hamburg schon im ersten Jahr zum Durchbruch. Viele Tanz-Journalist_innen schrieben über das Festival. Einen von ihnen möchte ich an dieser Stelle besonders würdigen, den 2013 verstorbenen Klaus Witzeling, der ein wahrer Freund von DanceKiosk-Hamburg war.

Das Festivalteam wuchs und wir bekamen Unterstützung bei den Finanzen: Birgit Benziger half bei der Bankkontoverwaltung und den Steuererklärungen; 2006 übernahm Agnieszka Harmanci das Finanzmanagement des Festivals und wirkte zudem mit viel Herz, Verve und Professionalität bei der Produktion und beim Marketing mit. Dadurch konnten größere Anträge gestellt werden, die zu unserer großen Freude oft bewilligt wurden.

Im Jahr 2007 verwirklichten wir die größte Edition von DanceKiosk-Hamburg mit Performances auf Kampnagel, im Theater Hamburger Sprechwerk und in Hamburg/Wilhelmsburg mit dem Projekt Dance.Kiosk goes Island, das von Agnieszka Harmanci und Anja Quickert (arts & credits) initiiert worden war.

Mein Traum, mit einem festen technischen Team zu arbeiten, ging 2010 durch das Engagement und die Zusage von Manuel Horstmann und Michael Lentner endlich in Erfüllung.

Das Festival war oft voller Abenteuer und Überraschungen: Ich erinnere noch genau, dass meine Kollegin, Freundin und DanceKiosk-Unterstützerin Claude Jansen und ich auf dem Hamburger Flughafen zwei Künstler erwarteten, die niemals ankamen. Wir lachten über die groteske Situation und ersetzen den Auftritt der beiden durch eine Improvisation des kenianischen Choreographen James Meweu zusammen mit Johnny Lloyd, der damals in Hamburg arbeitete. Diese Wahl erwies sich als Glücksgriff für DanceKiosk-Hamburg 2009 und erntete Riesenbeifall.

Meine Teammitglieder und ich danken herzlich allen Künstlerinnen und Künstlern, die von 2005 bis 2015 auftraten und unterrichteten, den Institutionen, Partnern (Hamburger Botschaft, Haus 73, Kampnagel, K3 – Zentrum für Choreographie | Tanzplan Hamburg, Theater Hamburger Sprechwerk, Vorwerkstift), den Technikern, den Kiosk.Helpers, unseren Förderern, Familien, Freunden, und allen, die uns halfen, dieses Festival zu realisieren.

Mit Blick auf Gegenwart und Zukunft möchte ich an dieser Stelle besonders denjenigen danken, die am Festival-Konzept 2015/16, 48 Stunden Nomaden, mitgewirkt haben: den Mitgliedern von PLATEAU, Heike Bröckerhoff, Moritz Frischkorn, Jonas Leifert Alice Peragine, Livia Andrea Piazza, Edda, Johanna Sickinger, dem Team vom Bewegungsraum, Sophia Güttenhöfer, Veronique Langlott, Sarah Lasaki, Lena Lewin, Jula Luethje, Hannah Wischnewski, dem Gängeviertel Exil (Moloch, Gängeviertel e.V.), Cecília Amado, Henrique Antão, Damien Fournier, Juliana Oliveira, Fernanda Ortiz, Barbara Schmidt-Rohr, Anastasia Schwarzkopf, Florian Tampe (die Zunderbüchse), Maike Tödter und Christoph Wilms.

Ohne Euch gäbe es DanceKiosk-Hamburg nicht.

Angela Guerreiro, Hamburg, im August 2015

 

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